Uelzens Imagepflege

Uelzens Image - dachte ich bisher - lebe von Heide, Honig, Schnucken, Zucker, ein paar Altären in Findlingskirchen und Ferien auf dem Bauernhof. Und vom Bahnhof mit seinem importierten Charme, vom importierten Hundertwasser. Doch seit der heutigen Reaktion von Dr. O'Brian weiß ich, womit wir noch werben können. International. Die Reaktion zeigte Frau Dr. O'Brian angesichts meines weit aufgesperrten Mundes, in dem sie im Umfeld meines ,2-6" (für Laien: oben links) nach der Schmerzursache bei dem deutschen Notfallpatienten suchte. Frau Dr. O'Brian ist Zahnärztin in Spiddal in Connemara, so einem, world's end" der irischen Atlantikküste. Deshalb sprach Dr. Brian auch ein recht herbes Englisch, was im Widerspruch zu ihrem musikbekannten Vornamen stehen würde (Carmen) ..., wenn sie nicht Irin wäre. Kurz, bündig und ohne jede musikalische Phrase kommandierte sie meine Kopfhaltung:  „Turn left!" oder „Turn right!" Meinen sofortigen Gehorsam lobte sie mit knappstem „Okay!" Der Sparsamkeit mit Worten entsprachen übrigens auch die Ohrläppchen von Dr.. O'Brian. Diese waren eng an die sommersprossige Haut angewachsen, was - hatte mir Tante Martha ganz früh beigebracht und Christine hatte es von ihren Tanten im Dorf an der Elbe auch gesagt bekommen von einem gewissen Geiz zeugte. Dr. O'Brian geizte mit Worten. Dr. O'Brian kurzen und unverbindlichen Kommandos bezogen sich auf jene Behandlungselemente, als sie noch gegen den von mir als Schmerzherd herbe irdische Frauenstimme zwischen den angewachsenen Ohrläppchen über mir schlug jedoch plötzlich um in ein erschreckend lautes: „Oh!" Danach sang, jawohl: sang Dr. O'Brians Stimme über mir dreimal das Wort „Beautiful" und machte damit ihrem Vornamen plötzliche Ehre. Meine zahn-notärztliche Carmen erweiterte ihre Arie um „Marvellous!" - ebenfalls sich wiederholend - und schloss diesen völlig überraschenden Anfall von Euphorie mit „Wonderful done!" Zeitgleich hatte sie den Bohrer für den 26 aus der Hand gelegt, ihre beiden Sprechstundenhilfen herbeigerufen, denen sie nun gegenüberliegenden Mundraum (meinen Mundraum!) mit den zwei Brücken begeistert zeigte, die mir mein Zahnarzt zuhause eingesetzt hatte. Ich ließ mich von Dr. Carmen O'Brain am world's end von Irland informieren, das mein Zahnarzt ein „an special Artist" sein, was mich sowohl stolz als auch beklommen stimmte. Denn dass sowohl Christine's Zahndoktor in Uelzen als auch mein Zahnarzt in noch größerer Provinz gut Fach-Leute sind, wissen wir und unsere Beihilfen. Nur den hohen Künstlerrang - den haben wir offenbar zu wenig gewürdigt Was ich hiermit tue. Wir sollten sofort in unser PR-Programm, unser internationales, unsere Zahnärzte in Stadt und Kreis Uelzen aufnehmen. Wir müssten nur mehr im Ausland zu Zahnärzten gehen. Auch ohne Notfall.

23. Juli 2002